Fußball in Italien gucken? Und dann auch noch die zweite Liga? Warum sollte ich das tun? Warum sollte überhaupt irgendjemand das tun? Diese Fragen hätte ich mir zumindest noch vor einigen Jahren gestellt. Warum das aber eine coole Aktion sein kann und wie ihr das nachmachen könnt (sofern ihr es denn wollt), erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Das Wichtigste vorweg: Ich bin niemand, der regelmäßig Stadien besucht. Die Profispiele, die ich in meinem Leben live gesehen habe, lassen sich an einer Hand (vielleicht an zwei) abzählen. Nicht einmal die WM im eigenen Land 2006 hat mich in ein Stadion gelockt. Hier und da habe ich vielleicht mal ein paar Bolzplatzkicks verfolgt, bei denen nicht selten am Ende unter den Spielern noch eine peinliche dritte Halbzeit ausgetragen wurde. Naja, wie dem auch sei. Was ich damit sagen will, ist, dass ich keinen Schimmer hatte, wie man an Tickets für die Serie B kaufen kann (in diesem Fall natürlich für ein Spiel der Rosanero), geschweige denn, ob das aus der Ferne in Deutschland überhaupt reibungslos möglich ist. Daher folgt hier nun ein kurzer und knapper Guide über die wesentlichen Dinge, die ihr wissen müsst, solltet ihr einmal ein Spiel im geschichtsträchtigen Stadio Comunale Renzo Barbera besuchen wollen.

Schritt 1: Zu welchem Spiel soll ich gehen?
Sucht euch zunächst auf dem Spielplan (zum Beispiel auf der Vereinswebseite) ein vielversprechendes Match aus. Am besten keinen langweiligen Kick gegen einen Aufsteiger, sondern etwas mit Biss. Zum Beispiel das Süd-Derby gegen Cosenza oder gegen ein traditionsreiches Team aus den vorderen Rängen. Ein Blick auf die Jahreszeit kann dabei natürlich auch nicht schaden. Salvo und ich hatten uns für ein Spiel gegen Venedig Ende November entschieden, was mit ziemlich viel Regen verbunden war.
Schritt 2: Wie kaufe ich Palermo-Tickets?
Ja, ihr könnt die Tickets an einer Verkaufsstelle in Palermo oder direkt am Stadion kaufen, aber: Ist es nicht ein deutlich besseres Gefühl, schon mit den Tickets im Gepäck die Reise anzutreten? Von daher fällt die Empfehlung hier ganz klar auf ein Online-Ticket, das ihr über den Anbieter Vivaticket frühestens eine Woche vor Anpfiff kaufen könnt. Dort könnt ihr euch in aller Ruhe einen schönen Platz aussuchen. Die Tickets könnt ihr dann einfach zu Hause ausdrucken und fertig. Wir haben für unsere Plätze rund 35 Euro pro Kopf bezahlt. Es geht aber auch deutlich günstiger bei Bedarf. Mehr zum Thema FC-Palermo-Tickets kaufen findet ihr in diesem Artikel.
Schritt 3: Welche Plätze sind gut?
Was die Sitzreihe (Fila) angeht, so solltet ihr die unteren Reihen besser meiden, da man dort gegen eine Scheibe bzw. gegen einen Metallpfosten starrt, was über 90 Minuten hinweg ziemlich uncool sein kann. Wir saßen in Reihe 8, von wo aus man noch sehr gut sehen konnte. Einen tieferen Platz würden wir jedoch nicht empfehlen. Was den Block (Settore) angeht, so fiel unsere Wahl auf D01 auf der Tribünenseite, auch weil dieser zu den überdachten zählt. Abseits der Tribüne seid ihr nämlich jeglichem Niederschlag hoffnungslos ausgeliefert. Warum ein überdachter Platz jedoch noch lange keine Garantie dafür ist, dass man auch komplett trocken bleibt, erzählt euch Salvo sehr anschaulich in diesem Artikel.
Schritt 4: Wie komme ich zum Stadion?
Ist der Tag des Spiels dann gekommen, solltet ihr euch Gedanken darüber machen, wann und wie ihr zum Stadion kommt. Theoretisch könntet ihr zu Fuß laufen, ihr solltet aber wissen, dass das vom Zentrum aus eine knappe Stunde dauert. Mit dem Bus ist man etwa eine halbe Stunde unterwegs. Wir haben uns spontan für einen E-Scooter (in diesem Fall vom Anbieter Bird) entschieden, mit dem wir sehr flexibel in ca. 15 Minuten zum Stadion und zurück gefahren sind. Aber Vorsicht: Der Weg ist hier und da sehr holprig, vor allem auf dem Bürgersteig. Auf der Straße geht es deutlich schneller, jedoch ist es dort halt auf eine andere Art gefährlich. Auch zieht ihr hier schnell den Unmut der Bus- und Taxifahrer auf euch (Achtung: Nackenklatscher-Gefahr).
Schritt 5: Stadion-Snack gefällig?
Wenn ihr am Stadion angekommen seid, könnt ihr euch noch ein schönes, fettiges Panelle-Panino und ein Peroni abgreifen. Wer möchte, kann sich hier auch noch ein gefälschtes Palermo Trikot oder einen Schal kaufen. Das Treiben vor dem Stadion ist insgesamt ziemlich interessant und es macht Spaß, das Ganze ein wenig zu beobachten. Ob es wohl auch in Zukunft dort so sein wird, sollten wir in die Serie A aufsteigen? Wir werden es hoffentlich sehen.
Schritt 6: Sonst noch was?
That’s it. Wenn ihr euren Platz gefunden, verteidigt und eingenommen habt, dürft ihr euch zurücklehnen. Ihr habt es geschafft und könnt entspannt das Spiel verfolgen.

Von da an gehört ihr zu den Auserwählten. Ihr seid Zeuge eines Spiels der Rosanero geworden – mit etwas Glück sogar von einem richtig guten. Was das Ergebnis betrifft, so hatten Salvo und ich dieses Glück leider nicht (0:1 gegen Venedig, inkl. verschossenem Elfmeter von Brunori sowie einem durch den VAR zurückgenommenen Palermo-Treffer). Rückblickend betrachtet war das jedoch extrem amüsant. Die Palermitani (vor allem die Senioren) können nämlich sehr aufbrausend werden, wenn das Spiel nicht in die gewünschte Richtung läuft. Über das, was wir in diesem Zuge gesehen und gehört haben, philosophieren wir bis heute noch gerne, auch wenn zumindest ich dabei kaum etwas verstanden habe.
Diese Kurzanleitung hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Schaut einfach, was ihr davon gebrauchen könnt. Solltet ihr noch Fragen haben, dann schreibt uns gerne eine Nachricht.