Die mythologische Figur Ikarus wurde auf Kreta mit seinem Vater Daedalus gefangen gehalten. Um zu entkommen, baute Daedalus Flügel aus Federn und Wachs. Er warnte Ikarus jedoch, nicht zu hoch zu fliegen, da die Sonne das Wachs schmelzen würde, und nicht zu tief, da die Feuchtigkeit des Meeres die Flügel beschädigen könnte. Doch Ikarus, berauscht von der Freiheit des Fliegens und der Nähe zur Sonne, ignorierte die Warnungen und flog zu hoch. Das Wachs in seinen Flügeln schmolz, sodass er ins Meer stürzte und ertrank.
Was diese Geschichte mit Palermo und Mario Balotelli zu tun hat, lest ihr hier.
Heute vor 34 Jahren ist in Palermo einer der exzentrischsten Mittelstürmer geboren, der je die Bühne des Weltfußballs betreten hat. Mario Barwuah erblickte am 12. August 1990 als Sohn ghanaischer Eltern das Licht der sizilianischen Hauptstadt. Mit knapp drei Jahren kam Mario unter der Obhut von Familie Balotelli nach Brescia in Norditalien, wo er auch den Namen seiner Pflegeeltern annahm.
Im zarten Alter von 16 Jahren wechselte Mario Balotelli zu Inter Mailand. Hier begann sein Aufstieg zu einem der talentiertesten, aber auch umstrittensten Fußballspieler seiner Generation. Mit Inter gewann er drei Mal die Serie A und war Teil des Triple-Teams, das 2010 unter anderem die Champions League unter José Mourinho gewann. Bei Inter fiel der junge Balotelli schnell auf. Nicht nur wegen seiner Fähigkeiten am Ball, sondern auch wegen seiner temperamentvollen Persönlichkeit. Seine ersten Profijahre waren bereits von Anbeginn von Kontroversen geprägt, darunter Disziplinarprobleme und ein Vorfall, bei dem er das Trikot von Erzrivale AC Milan im Fernsehen zeigte.
Ein amüsierter Mourinho erzählte als späterer Trainer von Real Madrid der CNN eine lustige Anekdote über Mario Balotelli während seiner Zeit bei den Nerazzurri. Das Video dazu findet ihr hier.
2010 folgte Balotelli für 28 Mio. Euro dem Ruf seines damaligen Entdeckers und Förderers Roberto Mancini nach Manchester City. In England setzte er seine unberechenbare Karriere fort. Mit den Citizens gelang ihm der Gewinn der Meisterschaft, nach einer 44 Jahre langen Durststrecke. Er schoss wichtige Tore, darunter das legendäre 6:1 gegen Manchester United, bei dem er nach seinem Treffer das Shirt mit der Aufschrift Why Always Me? präsentierte.
Das Jahr 2012 war für Balotelli vielleicht der Höhepunkt seiner Karriere. Besonders in Erinnerung bleibt sein Auftritt bei der Europameisterschaft 2012, als er im Halbfinale gegen Deutschland zwei Tore erzielte und mit seinem muskulösen Torjubel, bei dem er wie eine Statue posierte, in die Geschichtsbücher einging. Es war die Zeit, in der er unaufhaltsam in Richtung Sonne flog.
Das Time Magazine widmete ihm im November 2012 das Titelblatt und listete ihn unter den 100 einflussreichsten Männern der Welt auf. Die amerikanische Sports Illustrated betitelte ihn sogar einige Monate später als The most interesting man in the world.
Nach seinem Aufenthalt in Manchester ging es für Balotelli 2013 zurück nach Italien, diesmal zum AC Milan. Seine erste Saison dort war erfolgreich, aber seine Leistungen konnten die hohen Erwartungen nicht dauerhaft erfüllen. Auch hier konnte er sich nicht von Skandalen fernhalten: von Feuerwerkskörpern in seinem Badezimmer bis zu zahlreichen Verkehrsvergehen. Sogar ein neues italienisches Wort wurde für seine Skandale geschaffen: balotellate.
Es folgten kurze Stationen bei Liverpool, Nizza und Marseille, bei denen er immer wieder seine Klasse aufblitzen ließ, aber auch durch Unstetigkeiten auffiel.
Mario Balotelli könnte man gut mit der mythologischen Figur des Ikarus vergleichen. Er zeigte immer wieder sein außergewöhnliches Talent und seine Fähigkeit, in den höchsten Sphären des Fußballs zu brillieren. Doch ebenso oft wird er durch seine unkontrollierten Höheflüge und oft selbstzerstörerische Persönlichkeit zurückgeworfen. Seine Karriere ist ein ständiges Auf und Ab, geprägt von Momenten des Genies und Augenblicken des Scheiterns. Er hatte das Potenzial, in den Olymp des Fußballs aufzusteigen, doch seine Neigung, sich selbst zu sabotieren, brachte ihn bisher immer wieder zu Fall.
Die Rückkehr nach Palermo: Eine spirituelle Heimkehr?
Einige spirituelle Lehren besagen, dass eine Seele bewusst die Umstände ihrer Geburt und ihr Leben wählt, um bestimmte Erfahrungen zu machen und Lektionen zu lernen. Palermo bleibt ein Teil von Balotellis Identität. Aus spiritueller Sicht könnte seine Geburt in Siziliens Hauptstadt einen tieferen Zweck haben. Vielleicht ist es Teil seines Seelenplans, dass er eines Tages nach Palermo zurückkehrt. Nicht nur, um dort zu leben, sondern um seine Karriere als Fußballer bei den Rosanero neu zu beleben und eine neue, bedeutungsvolle Verbindung zu seiner Geburtsstadt aufzubauen. Vielleicht soll seine Rückkehr nach Palermo als Fußballspieler dazu beitragen, die Stadt und ihre Fußballgemeinschaft zu inspirieren. Eine solche Rückkehr könnte als eine Art spirituelle Heimkehr interpretiert werden.
Das rosafarbene Trikot des FC Palermo ist, wie bereits berichtet, einzigartig in der Fußballwelt. Für viele wäre es ein großartiger Anblick, Balotelli in diesen Farben auf dem Spielfeld zu sehen. Wir glauben, dass er mit seiner Präsenz und seinem Talent das Team bereichern und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Fußballwelt auf Palermo lenken könnte. Ein Wechsel zu Palermo könnte für Balotelli auch eine Chance sein, sich neu zu erfinden und die Liebe zum Spiel in seiner Geburtsstadt neu zu entfachen.
Lieber Mario, da du aktuell noch vereinslos bist, weißt du ja, was jetzt zu tun ist. Ein volles Renzo-Barbera-Stadion wartet sehnsüchtig auf deine Tore und balotellate.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag wünscht dir die Redaktion von Pasta Rosanero!