Pasta Rosanero: Guten Morgen, Carlo. Schön, dass du in diesen hektischen Tagen Zeit für einen Espresso mit uns hast.
Carlo Osti: Zeit hat man nicht. Zeit nimmt man sich. Und na ja, ihr seid wichtig genug, dass ich das tue. Außerdem hat Dario (Anm. d. Red.: Präsident des FC Palermo) mir gesagt, ihr wärt das nächste große Ding. Er folgt euch sogar heimlich auf Instagram.

Pasta Rosanero: Echt? Wie bitte?
Carlo Osti: Ja, unter einem Fake-Account. Er nennt sich Maronen-Capo-69. Der Kerl ist ein richtiges Schlitzohr.

Pasta Rosanero: Genial! Das müssen wir uns merken. Aber Carlo, genug geschmeichelt – lass uns anfangen! Du bist seit Kurzem im Dienst des FC Palermo. Wie kam es dazu?
Carlo Osti: Das war eine ganz einfache Sache. Mansour hat angerufen. Wütend. Er wollte mich – und wie ihr wisst, ruft der Scheich nicht zweimal an.

Am Ende meinte er nur: „Carlo, du machst das jetzt.“ Und hier bin ich.

Pasta Rosanero: Das klingt ernst.
Carlo Osti: War es auch. Der Mann war außer sich. Irgendein Video, eine Schwalbe, viel Geschrei – ich habe die Hälfte nicht verstanden. Am Ende meinte er nur: „Carlo, du machst das jetzt.“ Und hier bin ich.

Pasta Rosanero: Klingt, als ob er dir sehr vertraut.
Carlo Osti: Nennt es wie ihr wollt. Ich bin jedenfalls hier, um das zu regeln.

Pasta Rosanero: Carlo, du bist bekannt dafür, sehr ruhig zu bleiben – selbst bei nervenaufreibenden Transfers. Wie machst du das?
Carlo Osti: Ganz einfach: Ich schlafe viel. Manchmal auch während den Verhandlungen. Die Leute denken dann, ich bin raus – aber genau dann mache ich mein Angebot. Das funktioniert meistens.

Pasta Rosanero: Ernsthaft? Du schläfst bei Verhandlungen?
Carlo Osti: Ich habe es erstmals bei einem besonders heiklen Deal von Bruno Fernandes ausprobiert. Danach hat man ihn uns für die Hälfte gegeben. Zufall?

Pasta Rosanero: Faszinierend. Aber jetzt mal zum Sportlichen: Was sind deine Pläne für Palermo?
Carlo Osti: Pläne? Ach, Pläne sind überbewertet. Ich mache einfach, was gemacht werden muss. Der Trainer kümmert sich ums Gewinnen, ich kümmere mich um den Rest – als nächstes steht das Tribünendach in Block D01 an. Direkt nach diesem Gespräch gehe ich in den Baumarkt Silikon besorgen.

Die Spieler sollen wissen, dass ich alles sehe. Selbst wenn ich mit dem Rücken zu ihnen stehe oder gerade die Augen zu habe.

Pasta Rosanero: Wow, du achtest aber wirklich auf das große Ganze!
Carlo Osti: Absolut. Zu einem guten Fußballerlebnis gehört nicht zuletzt auch ein Stadion, in das es nicht reinregnet.

Pasta Rosanero: Redest du auch beim Training mit?
Carlo Osti: Das ist ganz klar Sache von Alessio. Beim Training bin ich nur da, um Präsenz zu zeigen. Ich stehe am Spielfeldrand, schaue wortlos zu – das reicht. Die Spieler sollen wissen, dass ich alles sehe. Selbst wenn ich mit dem Rücken zu ihnen stehe oder gerade die Augen zu habe.

Pasta Rosanero: Alles sehen? Klingt fast furchteinflößend.
Carlo Osti: Ich bin 67. Man lernt mit der Zeit, mit Schweigen Eindruck zu machen. Aber Präsenz allein reicht nicht – die Jungs müssen Palermo auch leben. Deshalb habe ich gleich zu Beginn den Panelle-Dienstag eingeführt.

Wenn die Jungs im Aufstiegskampf keine heißen Panelle aushalten, dann können sie auch keinen Druck auf dem Platz aushalten. So einfach ist das.

Pasta Rosanero: Panelle-Dienstag?
Carlo Osti: Ja. Jede Woche holt ein Spieler Panelle für die ganze Mannschaft – aus der Altstadt. Selber bestellen, selber bezahlen, selber den Nackenklatscher kassieren. Das stärkt den Charakter.

Pasta Rosanero: Ui, an den Dingern kann man sich richtig den Gaumen verbrennen.
Carlo Osti: Wenn die Jungs im Aufstiegskampf keine heißen Panelle aushalten, dann können sie auch keinen Druck auf dem Platz aushalten. So einfach ist das.

Pasta Rosanero: Das ist mal eine Philosophie! Apropos Aufstieg: Siehst du dich als langfristige Lösung oder eher als Feuerwehrmann?
Carlo Osti: Was glaubt ihr? Ich bin – wie schon gesagt – nicht mehr der Jüngste. Ich mache meinen Job, sichere den Rosanero einen Platz in den Playoffs, und dann gehe ich zurück nach Vittorio Veneto. Dort habe ich meinen Ruheplatz. Vielleicht verkaufe ich da Panelle auf Rädern.

Pasta Rosanero: Und wer soll dich hier ersetzen?
Carlo Osti: Keine Ahnung. Aber der nächste Sportdirektor sollte internationaler denken. Immer dieses „In Italien ticken die Uhren anders“ – ich kann es nicht mehr hören. Warum nicht mal ein Engländer oder ein Deutscher? Vielleicht sogar ein Holländer.
(Beim Wort Holländer zieht Carlo eine Seite seines Mundwinkels leicht nach oben. Vielleicht soll es ein Grinsen sein. Wir sind uns nicht sicher.)

Mit zu viel Geld wird ein Verein schnell paranoid – da kauft man plötzlich einen Ersatzspieler für 30 Millionen.

Pasta Rosanero: Revolutionär. (Wir nutzen spontan die gute Stimmung für die Frage, auf die alle warten.): Carlo, hast du damals Mauro Icardi wirklich für 13 Millionen verkauft?
Carlo Osti: Ja, hab ich. Später war er hundert Millionen wert, aber wisst ihr was? Mit zu viel Geld wird ein Verein schnell paranoid – da kauft man plötzlich einen Ersatzspieler für 30 Millionen. Ich hab den Laden ganz bewusst entspannt gehalten, auch in Sachen Yellow Press – ihr wisst sicher, welche Stories ich meine.

Pasta Rosanero: Carlo, du bist nun schon eine Weile im Fußballgeschäft und hast so manches Team auf Erfolgskurs gebracht. Aber die aktuelle Saison des FC Palermo … nun, wie soll man sagen … ist ein ziemlicher Flop. Was ist passiert, obwohl der Verein einen so starken Investor hinter sich hat?
Carlo Osti: (Lacht, sodass wir sein Gaumenzäpfchen vibrieren sehen.) Ja, ich muss zugeben, die Saison war bislang nicht gerade der große Wurf. Es ist ein bisschen so, als hätte man ein schönes Auto, aber niemand hat den richtigen Schlüssel gefunden. Mein Vorgänger (Anm. d. Red.: Morgan De Sanctis) ist ein toller Typ, wirklich – aber er dachte wohl, der FC Palermo sei ein bisschen wie eine Pizza: Man gibt einfach extra Käse drauf, und zack – ist sie perfekt. Aber, wie wir wissen, essen wir hier gar keine Pizza, sondern Sfincione.

Pasta Rosanero: Das klingt ja fast wie ein Rezept für einen Fehlstart. Was hat denn genau gefehlt?
Carlo Osti: Es braucht Zeit, Geduld und vor allem die richtigen Zutaten, um das Team zusammenzubringen (Er macht eine kleine Denkpause, während er seinen rechten Finger an seine Schläfe führt). Der Investor hat sicherlich Geld in die Hand genommen, aber Fußball ist eben nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der richtigen Strategie. Zudem gab es leider einige verpasste Gelegenheiten.

Ich habe die Mechanik durchschaut. Ich weiß, wie man das Auto zum Laufen bringt.

Pasta Rosanero: Du hast also zum Auto, den passenden Schlüssel gefunden. Was steht jetzt auf der Agenda, um Palermo wieder in Fahrt zu bringen?
Carlo Osti: (Grinst, während er seine beiden Zeigefinger nach oben hält.) Ganz genau, jetzt kommen wir zu den spannenden Sachen. Ich habe die Mechanik durchschaut. Ich weiß, wie man das Auto zum Laufen bringt. Erstens, wir müssen die Winter-Transfers perfekt integrieren. Falls nötig, werde ich denen mit meiner geheimen Schatulle ein bisschen Beine machen. Ihr wisst ja, ich trage die nicht zum Spaß mit mir herum. Zweitens, die Mannschaft muss wieder wie eine gut geölte Maschine spielen (er klopft hierbei mit seinem Handteller energisch auf den Tisch). Und drittens, wir müssen anfangen, wieder eine Konstanz an den Tag zu legen, die sowohl die Fans als auch den Investor glücklich macht.

Pasta Rosanero: Also ein klarer Kurs für die Zukunft?
Carlo Osti: Ganz genau (reibt sich dabei heftig die Hände). Ich bin hier, um Palermo wieder zu einem Gewinner zu machen – nicht nur im Fußball. Wir reden hier über eine Stadt mit Tradition und Leidenschaft fürs Essen (Seine rechte Hand führt eine imaginäre Gabel zum Mund). Jetzt müssen wir das Team genauso leidenschaftlich spielen lassen. Ich bin überzeugt, dass wir mit den richtigen Anpassungen und der richtigen Einstellung wieder aufsteigen können. Es wird eine lange Reise, aber wer sagt schon, dass ein paar Umwege nicht zum Abenteuer gehören?

Pasta Rosanero: Diese Reise nehmen wir gerne in Kauf. Noch eine letzte Frage: Wenn die bisherige Saison ein Pane e Panelle wäre, was wäre schiefgelaufen?
Carlo Osti: (Lacht laut und bekommt einen Hustenanfall) Scusi, die Raucherlunge. Zu viel Salz, zu wenig Zitrone – und vor allem: ein viel zu hartes Brötchen. Aber keine Sorge, jetzt werden wir das Ganze langsam wieder zu einem Gaumenerlebnis machen. Eine Prise Geduld, ein bisschen Liebe, und voilà – das ist der Geschmack von Erfolg. Die Saison mag bisher eine kleine Enttäuschung gewesen sein, aber wir machen jetzt den nächsten Schritt, und danach wird es wieder richtig rund gehen!

Pasta Rosanero: Carlo, du bist ein Original. Danke für deine Zeit.
Carlo Osti: Wie schon gesagt: Zeit hat man nicht. Zeit nimmt man sich. Sind wir durch? (Er hat bereits eine Zigarette im Mund und sucht nach seinem Feuerzeug).

Pasta Rosanero: Ja, danke für das Interview.
Carlo Osti: Alles klar, tschüss. (Erst als er weg ist bemerken wir, dass er seinen Espresso nicht angerührt hat.)

Hinweis: Alle in diesem Artikel dargestellten Inhalte sind frei erfunden und dienen ausschließlich satirischen Zwecken.