Ludwig Janda machte im Jahr 1949 den Anfang und wechselte als erster deutscher Fußballer in eine italienische Liga. Dort bestritt er für die AC Florenz insgesamt 115 Spiele in der Serie A. Im Laufe der Jahre sollten ihm viele bekannte Namen nach Italien folgen: Lothar Matthäus, Andreas Brehme, Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler, Rudi Völler, Oliver Bierhoff oder Miroslav Klose – um nur ein paar zu nennen. Doch gab es auch Spieler, die sich nach Palermo verirrt haben? Wir haben nachgeschaut – und waren überrascht.
Während die Serie A in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt erlebte, entschieden sich zahlreiche deutsche Fußballer für einen Wechsel über die Alpen. Die renommierten Clubs in Städten wie Mailand oder Rom lockten nicht nur mit finanziellen Anreizen, sondern auch mit dem verführerischen Lebensstil Italiens. Und so folgten auch einige der Weltmeister von 1990 dem Ruf des italienischen Dolce Vita und wagten den Schritt nach Italien.
Aber gab es in all den Jahren auch Spieler, die es in die sizilianische Küstenhauptstadt verschlagen hat? Um das herauszufinden, hilft einmal mehr der Blick in die Archive von Transfermarkt.de. Und siehe da: Tatsächlich haben drei Spieler aus Deutschland den Weg ins Stadio Renzo Barbera gefunden. Gar nicht mal so viele – dachten wir uns auch. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Rosanero rund 30 Spielzeiten in der Serie A mitgemischt haben, zuletzt in der Saison 2016/17. Entsprechend gespannt waren wir, wer die drei Herren wohl waren.
Marco Dittgen – Ein saarländischer Bilderbuch-Nomade
Für alle, die es noch nicht wussten: Es gibt vermutlich keinen Fleck auf der Welt, der noch nicht von einem Saarländer betreten worden ist. Und so beginnt unsere Liste zu unserer Überraschung mit dem Fußball-Legionär Marco Dittgen, Jahrgang 1974. Geboren im saarländischen Püttlingen, bringt es der Mittelstürmer in seiner Karriere auf stolze 16 Vereine – darunter auch der FC Palermo. Zur Saison 1997/98 lief Dittgen insgesamt 21 mal für die Rosanero in der Serie C auf und erzielte dabei zwei Tore. Eines gleich am ersten Spieltag auswärts gegen US Avellino und ein weiteres zu Hause gegen die AC Savoia 1908. Seinen wohl wichtigsten Treffer erzielte er jedoch im Januar 1998, als er im Achtelfinale des italienischen Pokals der Serie C mit einem entscheidenden Tor zum 1:0 im Derby gegen Catania den Einzug seiner Mannschaft ins Viertelfinale sicherte. Dort erreichten die Rosanero das Halbfinale, wo ihre Reise gegen Cesena zu Ende ging. In der Meisterschaft belegte das Team den 14. Platz und sicherte sich den Klassenerhalt in den erfolgreichen Play-out-Spielen, woraufhin es Dittgen wieder zurück nach Deutschland zog.
Der Saarländer startete seine Karriere einst beim 1. FC Kaiserslautern, wo er 1992 mit den Pfälzern die A-Jugendmeisterschaft gewann. In der Saison 1993/94 lief Dittgen dann viermal im Profikader auf, bevor er in der Folgesaison zu Dynamo Dresden wechselte. Weitere wichtige Stationen waren ferner die BSC Young Boys, der FC St. Gallen, der VfB Leipzig und der Chemnitzer FC. Bei Letzterem trug er maßgeblich zum Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga bei.
Lieber Marco, wir haben das Gefühl, dass wir in diesem Blog noch einmal auf dich zurückkommen werden! (Update: Gesagt getan. Hier geht es zu unserem Marco-Dittgen-Artikel.)
Vincenzo Palumbo – Von Heilbronn in die Serie A
Unsere nächste Station führt uns zu dem in Heilbronn geborenen Stürmer Vincenzo Palumbo – ebenfalls Jahrgang 1974. Der Deutsch-Italiener bringt es unseren Recherchen zufolge in seiner Profikarriere auf stolze 18 Vereine. Für den FC Palermo lief er in der Saison 2001/02 insgesamt 11 mal auf und erzielte dabei ein Tor in der Serie C gegen die US Viterbese, wo er mit seinem ersten und einzigen Treffer für die Rosanero den 3:0-Sieg im Stadio Renzo Barbera einleitete.
Palumbo spielte in seiner Karriere unter anderem für die Stuttgarter Kickers, den FC Basel, Olbia Calcio, die AC Pisa und den FC Empoli. Für die Empolitani lief er dabei insgesamt dreimal in der höchsten italienischen Spielklasse, der Serie A auf, wo er jedoch torlos blieb.
Lieber Vincenzo, wir hätten dir einen Serie-A-Treffer von Herzen gegönnt!
Davis Curiale – Das Rosanero-Jugend-Juwel
Davis Curiale, geboren 1987 in Köln, ist der Dritte und zugleich Jüngste im Bunde. Er sorgte vor allem in der Jugend des FC Palermo für Aufsehen. Dort trug er beispielsweise in der Saison 2006/07 mit insgesamt 28 Treffern dazu bei, dass die Mannschaft das Halbfinale des Pokals erreichte, ehe ihre Reise gegen Inter Mailand endete.
In seinem ersten Jahr im Profikader konnte er überdies ein wenig Europapokal-Luft schnuppern, als er beim Auswärtsspiel gegen Fenerbahçe Istanbul von Trainerlegende Guidolin in den Ersatzkader berufen wurde. Kurz darauf erlangte er außerdem einen ersten Einblick in die Serie A, ebenfalls als Ersatzspieler gegen Inter Mailand.
Der Deutsch-Italiener verbrachte insgesamt sechs Jahre beim FC Palermo, allerdings war er davon rund vier Jahre an andere Vereine ausgeliehen, darunter die SS Sambenedettese Calcio, die AS Cittadella und der FC Crotone. Zu seinen torreichsten Profi-Stationen zählen Frosinone Calcio (26 Treffer mit Aufstieg in die Serie B) und Catania Calcio (23 Treffer). Ebenfalls interessant: Curiale ist der Einzige aus der Runde, der Erfahrungen in einem Nationalmannschafts-Trikot sammeln durfte – in diesem Fall für die U-20-Nationalmannschaft Italiens. Dort wurde er in der Saison 2007/08 zweimal eingesetzt, beide Male gegen Österreich.
Lieber Davis, unser Gefühl sagt uns, dass die Rosanero dich vielleicht zu früh haben ziehen lassen!
Und das waren sie auch schon, unsere drei Landsmänner, die es im Laufe ihrer Karrieren nach Palermo verschlagen hat. Wir finden, dass alle drei sehr interessante Charaktere sind, die zwar viele Parallelen aufweisen, für sich genommen jedoch sehr individuell sind. Tatsächlich hatten wir keinen der drei vorher auf dem Schirm, was diese Recherche zwar kurz, dafür aber umso spannender gemacht hat. Vielleicht schaffen wir es ja mal, mit einem aus dieser Runde ein Interview zu führen, wer weiß?
Palermo ist (noch) kein Magnet
Letzten Endes waren wir jedenfalls überrascht, dass es nur so wenige Spieler waren, die in all den Jahren ihr Glück in Palermo gesucht haben – selbst in der Zeit, als die Rosanero in der Serie A recht gut da standen. Generell scheint der Transfer-Schwung nach Italien aus den 90er-Jahren im Laufe der Zeit stark abgeebbt zu haben. Zwar hat es immer wieder den einen oder anderen deutschen Spieler in den Stiefel verschlagen, der letzte Hochkaräter jedoch, der zudem noch richtig eingeschlagen hat, scheint Miroslav Klose gewesen zu sein. Der Weltmeister von 2014 wechselte zur Saison 2011/12 zu Lazio Rom, um dort mit 54 Toren in 139 Spielen seine Karriere noch einmal richtig zu veredeln.
Doch worin könnte der fehlende Reisedrang nach Palermo begründet sein? Vielleicht spielen die geografischen und kulturellen Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien eine Rolle, oder die besondere Atmosphäre und Identität des Vereins und der Stadt ziehen einfach nicht jeden Spieler an. Vielleicht liegt es auch schlicht an der Transferstrategie der Rosanero, die ihre Fangnetze anderweitig auswerfen. Was denkt ihr? Wir sind gespannt auf eure Meinung! Schreibt uns dazu gerne eine E-Mail. Wir behalten die Entwicklung natürlich weiterhin im Auge und halten euch auf dem Laufenden.