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Auf einen Espresso mit: Alessio Dionisi

David Von David
24. Dezember 2025
in Satire
Der beste Blog über den FC Palermo: Pasta Rosanero

Es ist mal wieder der 24. Dezember. Weihnachten. Heiligabend, um genau zu sein. Das Fest der Liebe. Oder besser gesagt: das Fest von Lego, Hot Wheels & Co. Aber bevor es zu „den Liebsten“ geht, wird noch einmal in die Tasten gehauen. Es gibt nämlich etwas zu berichten – von einem Treffen der besonderen Art.

Saarbrücken, St.-Johanner-Markt, 24. Dezember 2025, 11:05 Uhr. Salvo und ich stehen schweigend am Marktbrunnen und warten. Zum ersten Mal seit Jahren fühlt sich die Temperatur der Jahreszeit angemessen an: um ein Grad, kein Schnee, kein Nieselregen. Die Frage nach der weißen Weihnacht lässt mich dennoch nicht los, als eine kleine Gruppe junger Männer, etwa Ende zwanzig, an uns vorbeigeht. Sie tragen alle die gleiche Kleidung, denselben Magnum-Schnurrbart und pflegen denselben Habitus. Lediglich in der Wahl ihrer Kopfbedeckung (sie tragen alle eine) lassen sich marginale Unterschiede erkennen. Eine Mischung aus Malermützchen, Baseball-Caps und etwas, das man vermutlich bei einer Etappe der Tour de France tragen würde.

Ich schaue auf die Uhr. „Alles noch im Rahmen.“, sagt Salvo, als wir schlagartig einen markanten Geruch wahrnehmen.

Es riecht lecker, irgendwie aber auch gar nicht. Dann hören wir plötzlich ein lautes:
„Ei do sinna jo! Wade na schon lang?“

Ein Mann kommt auf uns zu – kauend. Irgendetwas auf einem Brötchen. Dann sehen wir, was es ist: ein sogenannter Fleischkäsweck, auf den eine erhebliche Menge Senf (vermutlich der Marke Amora) aufgetragen wurde. Die Komponenten (Brötchen, Fleischkäse und Senf) gehen eine energiegeladene Geruchssymbiose ein. Eine, die man riecht, bevor man sie sieht. Hungrig läuft einem das Wasser im Mund zusammen, und satt oder in einem geschlossenen Raum denkt man, Giacomo Corona würde einem mit seinen riesigen Pranken einen unerwarteten Nackenklatscher verpassen.

Der Mann, der da auf uns zukommt und uns kauend begrüßt, ist kein Unbekannter – es ist Alessio Dionisi. Ehemaliger Mister von Palermo, Vorgänger von Pippo Inzaghi. Keine Sau erkennt ihn hier, wir aber wissen sofort, dass er es ist. Wir sind überrascht, obwohl wir genau wussten, dass er sich hier mit uns treffen würde.

Er begrüßt uns mit einem lauten Handschlag. Der hohle Hall, begründet durch die präzise Wölbung, den Neigungswinkel und das perfekte Timing der beteiligten Hände, ist über den ganzen St.-Johanner-Markt zu hören.

Die Leute drehen sich schlagartig zu uns um. Für einen kurzen Moment denken wir, jetzt wird er erkannt und alle Menschen wollen Autogramme und Fotos von ihm, während wir mit einem dummen Grinsen im Gesicht danebenstehen. Glücklicherweise passiert das jedoch nicht. Wer sollte ihn hier auch erkennen?

„Mister Dionisi! Wie geht’s?“, fragen wir ganz aufgeregt.

„Sinn ihr farriggd? De Mister Dionisi is mei Fadda! Isch bin de Alessio, Jungs.“
Er nimmt einen großen Bissen von seinem Brötchen und ergänzt mit vollem Mund:
„Oh leck, han isch das do famisst, sahn isch aisch! Das is schon mei Zwädda fa heid. Nix geje Panelle un Milzbrötche, awa das do is enfach nommo e ganz annari Liga.“

„Da sagst du was!“
(Anm. d. Red.: Wir selbst verweilen für das Interview im Hochdeutschen, damit Ihr unseren Fragen besser folgen könnt. Die Antworten von Alessio Dionisi geben wir der Authentizität wegen 1:1 im saarländischen Dialekt wieder.)

„Hären mo Jungs, hanna was degeje, wemma unser Espresso im Freie tringe? Dann kann isch noch in Ruh mei Fleischkäsweck esse. Ausadem sinn die Läde mo widda voll bis owwe hin. Isch hugge nohär noch genuch in da Buud.“

„Aber klar doch. Wir kennen ein gutes Eiscafé um die Ecke. Lass uns dort einfach einen Espresso auf die Hand bestellen.“

„Ei sauwa!“
Er zieht eine kleine Tüte Senf (es ist tatsächlich Amora-Senf) aus seiner Gesäßtasche, öffnet sie und trägt sie auf sein Brötchen auf. Er führt den gesamten Vorgang mit nur einer Hand aus – ein physikalisches Meisterstück.

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„Alessio, bevor wir anfangen, erlaube uns die Frage: Wie zur Hölle kommst du hierher nach Saarbrücken? Und seit wann sprichst du Saarbrücker Platt?“

„Oh leck, das is e längeri Geschicht, Jungs.“

„Wir wollen sie hören!“

„Ei gudd dann. Also: Em Maurizio sei Fadda is sellemols sesamme mit meinem Ongel in da Schul gewehn. Un de Maurizio kommt jedes Johr hierher, weil er sisch mim Jay-Jay un em Anthony un e paar annare Koleesche am Heilischmorje treffe duud. Die AH vom FCS, Borussia Neinkeje un da Eintracht sozusahn. Mei Ongel hat misch do sellemols als mitgeholl, un so kam enns zum annare. Es Saprigger Platt is dann von ganz allähn komm.“
Er nimmt ein weiteres Fleischkäsebrötchen aus seiner Tasche – dieses Mal ein Endstück.
„Letschd Johr war sogar noch de Jacopo debai. Dem alde Jungspund hamma hier mo e ordentlichi Urpils-Taufe gebb.“
Er lacht laut und lange, bis er das Lachen schließlich mit einem Bissen in sein Brötchen unterbricht. Er wirkt irgendwie ausgehungert.

„Krasse Geschichte, Alessio. Aber natürlich – das macht plötzlich alles total Sinn!“

Wir gehen ein paar Schritte, bestellen in einem nahegelegenen Eiscafé drei frisch gebrühte Espressi und setzen uns auf eine gegenüberliegende Bank.

„Also Alessio, wie geht es dir?“

„Jo, muss ne. Wie na jo mitgridd han, hanse misch in Palermo als Quelle des Übels ausgemachd un misch geschasst. Do ware se ganz schehn hinna ma her. Faschd wie die Neinkeija hinna ihrem OB.“
Er lacht laut, diesmal aber nur kurz.
„Do han isch e bissje dran se knewware gehadd. Awa wie na jo siehn, scheint sich das alles noch nidd bis in die Toscana durchgesproch se han.“
Er zwinkert jedem von uns jeweils einmal zu.

„Und dort läuft es ja bislang gar nicht so übel, wie man sieht!“

„Jo, isch bin selwadd mo gespannt. Isch hädd ma zwar gewünscht, dass isch es Duell geje Palermo Anfang Dezember fa misch enstcheide, awwa em Pibbo sei Jungs ware enfach zu heiß. Kaum bin isch weg, fangt sogar de Franzoos ahn, Traumdoore se schiese. Do gehn isch gabudd. Awa was willsche mache. Do schdeggsche nid drin.“

„Ihr hättet ja fast den 2:2-Ausgleichstreffer erzielt!“

„Ach woher. Do war nix se mache. Isch sahn eich enns: Wenn de Pibbo die Jungs jetze immer so instellt, dann steht em Uffstieg nix meh im Wäh.“

„Wo du es ansprichst: Wie ist denn dein Verhältnis zu Pippo Inzaghi? Habt ihr überhaupt eins?“

„Ai allemol. De Pibbo un isch, mir verstehn uns brudal gudd. Das is e ganz feiner Kerl – un e krasser Trainer noch dezu. Do gebbds mo garnix. Isch han dene jo sellemols in Venedisch als Mister beerbt. Der hat mir denne Haufe Scheckheftgepflegt iwareicht. De Reschd is jo Geschichte, wie na wisse. Mir wisse jedefalls beide, wie ma uffsteiht, so fill is sicher. Mir gehn haid als noch undercover e paar Panelle esse. So ebbes fabinnd.“

„Denkst du, er macht etwas anders als du?“

„Das is e guddi Froh! Wenna die Antwort wisse, kinne na ma jo beschääd sahn. Fakt is awa, dass ma von de Punkte her um die do Zeid gar nit so weid ausenanna geläh han. Das wäs de Dario ah.“ 
Er zwinkert und nickt dabei mit dem Kopf.
„Isch denge, er hat enfach e krassi Aura. Un nadierlich e geili Frisur. Das muss ma ihm schunn lasse.“

„Was ist dein Tipp? Schafft es Palermo diese Saison in die Serie A?“

„Isch sahns mo so: Palermo hat de 4. högschde Marktwert in da Liga. Unn die hann mim Finne de beschde Netzer im Stall. Do kinnd ma schon mo so langsam de Uffstieg odda zumindeschd de Kampf um de zwädde Platz erwarde. Isch han seinerzeit immer gesah: Ihr misse denne ach alsemol geje die Klitzjer trääde. Odda mol de Finger ins Au drigge, wie sellemols de Ribéry beim Castro. Der hat dodenoh nur noch gekuscht.“
Er macht mit seiner Hand eine Bewegung in der Luft, als würde er etwas zerdrücken.
„Das is zwar grenzwerdisch, awwa nur so machsche die schwierische Dinga uff die leddschde Meda noch klar.“
Er lacht und macht dabei ein sogenanntes Petz-Au.
„Awwa jetzt froh isch eisch mo ebbes: Hanna die Nummer mim Borsche Mirko jetzt eigentlich klargemach?“

„Darüber dürfen wir momentan nicht reden, leider. Außer so viel: Es bleibt spannend!“

„Oh leck, das härt sich brudal an. Isch drigge aisch die Daume, Jungs. Der Tübb macht eschd krasse Triggos, isch dääd ma uff jede Fall ens kaafe!“
Er isst das letzte Stück seines Fleischkäsebrötchens, wischt sich den Mund ab und trinkt seinen Espresso in einem Zug aus.
„Schnabbe ma noch enna?“

Salvo kommt – als hätte er es geahnt – mit drei Becker’s Pils (Stubbis) um die Ecke.

„Oh leck, der do kann Gedange läse. Da dove vieni?“

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„Alessio, die Zeit läuft uns wieder einmal davon. Was denkst du eigentlich, wann …“ Da werden wir plötzlich von einer lauten Stimme unterbrochen: „Das do glaab isch jetzt nid!“

Wir schauen zur Seite und können unseren Augen kaum glauben: Vor uns stehen Stefan Kuntz und Marco Dittgen (letzterer wirft uns einen ziemlich bedrohlichen Blick zu). Kuntz und Dionisi scheinen sich zu kennen. Sie gehen ein paar Schritte zur Seite, flüstern miteinander, wir hören nur:
„Die Jungs sin in Ordnung.“

Kuntz und Dittgen ziehen weiter – Dittgen schaut uns noch lange hinterher.

„Alessio, was bitte war das denn?“

„Ach ihr Laid, das do würd awai de Rahme sprenge. Isch sahn eisch nur sofill: De Stefan is e ganz feiner Kerl. Isch sahnem immer: ‘Stefan, wenn das Ding vom Bierhoff sellemols an de Poschde gang wär, dann wärschd du zur Stelle gewehn.’ Do lachda dann imma. Es Golden Goal vomme Neinkeija! Alda, wär das brudal gewehn.“
Er zwinkert uns zu. Dieses Mal erwischen wir den Moment und zwinkern zurück.
„So Jungs, isch müsst jetzt awa langsam weida. Simma durch?“

Er zieht ein drittes(!) Fleischkäsebrötchen aus der Tasche. Wo hat er die alle her?

„Alessio, wir halten dich nicht länger auf. Tu, was du tun musst. Unseren Segen hast du!“

„Allé, mir siehn uns. Nägschd Johr im Mai simma all schlauer! Frohe Weihnachde, Jungs, und e gudder Rutsch!“

Ein letzter lauter Handschlag, dann verschwindet er in Richtung Diskonto Schenke. In seiner linken Hand hält er entschlossen ein weiteres Senftütchen bereit.

„Was für ein geiler Typ!“, denken wir. So hätten wir ihn niemals eingeschätzt. Man kann ihn nur mögen. Hoffentlich startet er mit Empoli richtig durch.

Und mit dieser außergewöhnlichen Begegnung schließen wir das rosafarbene Jahr nun ab, denn sie ist durch absolut nichts mehr zu toppen.

In diesem Sinne: Danke, liebe Pasta-Rosanero-Gemeinde, für ein weiteres Jahr, in dem ihr unserem Blog mit all seinen Auswüchsen und crazy Hirngespinsten folgt. Wir machen weiter und sind gespannt, was uns als Nächstes vor die Füße fällt. Seid ihr dabei?

Hinweis: Alle in diesem Artikel dargestellten Inhalte sind frei erfunden und dienen ausschließlich satirischen Zwecken.

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David

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David ist Gründer und Redakteur bei Pasta Rosanero

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