Was is(s)t eigentlich ein echter Rosanero? Ziemlich absurd, oder? Wer denkt schon darüber nach, was ein Fußballfan so essen könnte, oder? Aber Moment mal! Hier bei uns ticken die Gehirne anders. Wir graben uns durch die Tiefen Palermos, immer auf der Suche nach den ungewöhnlichsten Dingen. Und voilà! Wie aus dem Nichts taucht ein Beitrag aus der Kategorie Dolce Vita auf, der genau dieser Frage nachgeht. Denn warum über das Normale schreiben, wenn es das Ungewöhnliche gibt?
Dieser Artikel ist aus zwei Gründen etwas Besonderes: Erstens widmet er sich dem köstlichen Thema des Essens. Zweitens haben wir die Tipps, die ihr gleich lesen werdet, persönlich unter die Lupe genommen. Freut euch also auf unsere gastronomischen Höhepunkte aus Palermo – mit einer Prise Rosanero-Anekdoten, versteht sich.
Vom Espresso zum Caffè
Lasst uns mit der ersten kulinarischen Option beginnen, die sich euch gleich nach der Landung am Flughafen von Palermo eröffnet: Das Café im Eingangsbereich. Auch wenn es sich hierbei auf den ersten Blick nur um ein Flughafen-Café handelt, so solltet ihr hier dennoch einen kurzen Stopp einlegen, denn: Ihr seid nun in einem Land angekommen, in dem der Espresso in zweierlei Hinsicht einzigartig ist: geschmacklich und preislich. Geht also hin, bestellt euren ersten Caffè und genießt für ein paar Minuten die illustre Meute aus irritierten Touristen und zielstrebigem Flughafenpersonal. Das dunkelbraun geröstete Gold, das euch bereits hier aufgetischt wird, schmeckt ganz wunderbar. Und das Beste daran ist: das ist erst der Anfang. Also: Genießen, Mund abwischen und diesen Vorgang in den nächsten Tagen spätestens alle drei Stunden an verschiedenen Locations – gerne auch beim Stadionbesuch – wiederholen.

Der erste Happen: Pane e Panelle
Nach einer mittellangen Bus-, Zug- oder Taxifahrt ist es dann soweit: Ihr seid im (historischen) Zentrum von Palermo angekommen und im Idealfall bereits in eurer Unterkunft eingecheckt. Die nächste Magenfüllung sollte nun ein Panino mit Panelle sein. Wahlweise mit Kartoffelkroketten (Crocchè) und/oder Auberginen (Melanzane). Wir würden euch am Anfang allerdings zur klassischen Variante raten. Alles andere ist zwar auch lecker, lenkt beim ersten Mal aber nur von den goldenen Scheiben ab. Klar ist dieses Gericht auch in anderen Teilen Siziliens ein Thema, aber richtig auf die Spitze getrieben wird die Angelegenheit nur hier. Die Auswahl an Panelleständen ist quasi unbegrenzt. Unsere Tipps sind:
- Mobiler Panelle-Stand – Mercato di Ballarò
- Nni Franco u Vastiddaru
- Friggitoria Chiluzzo
- Antica Focacceria San Francesco
- Porta Carbone
Danach werdet ihr übrigens immer wieder an Panelle-Ständen vorbeilaufen und gefühlt jedes Mal eine kaufen wollen, einfach, weil es geht. Solltet ihr einen Stadionbesuch planen, könnt ihr auch dort noch einmal aus unzähligen Panelle-Ständen auswählen. Da die Dinger jedoch sehr sättigend sind, solltet ihr damit etwas haushalten, oder zumindest überlegen, was ihr danach essenstechnisch noch so geplant habt.

Die goldene Regel: Trattoria sticht Ristorante
Sofern ihr euch eure Gaumen nicht komplett mit heißen Panelle verglüht habt (im Ernst, passt auf), könnte nun je nach Tageszeit eine Hauptmahlzeit anstehen. Hier solltet ihr eigentlich nur darauf achten, nicht in einen seelenlosen Touristenladen zu geraten. Sucht euch etwas aus, wo ihr das Gefühl habt, dass ihr als Touristen in der Unterzahl – vielleicht sogar etwas kritisch beäugt werdet. Wenn ihr dieses Gefühl verspürt, dann seid ihr genau richtig. Wir empfehlen euch, den Fokus auf eine Trattoria zu legen. Hierbei handelt es sich um eher gemütliche, familiäre Restaurants mit einer überschaubaren Auswahl an regionalen Gerichten zu erschwinglichen Preisen. Wenn ihr einen guten Griff macht, dann werdet ihr feststellen, dass alles, was ihr zuvor in Deutschland an italienischem Essen zu euch genommen habt, maximal eine 2+ war. Wir beide haben in der Trattoria Il Bersagliere zu Abend gegessen, worüber wir heute noch gerne reden. Aus irgendeinem Grund hatte der Kellner uns ins Herz geschlossen und uns vor sämtlichen Gefahren (von denen tatsächlich die eine oder andere lauerte) beschützt. Ein guter Mann, auch wenn das Herz des Ladens nicht für die Rosanero, sondern für Juve schlägt. Aber das lassen wir ihnen mal so durchgehen. Hier unsere Empfehlungen auf einen Blick:

Wer braucht schon Eiscreme, wenn man Granita haben kann?
So, genug Salziges, nun steht definitiv etwas Süßes an. Und für alle, die es noch nicht wissen: Sollte die Wahl auf Eiscreme fallen, dann gibt es nur eine Option. Nämlich Granita. Das solltet ihr euch übrigens grundsätzlich hinter die Ohren schreiben. Überall auf der Welt, wo es Granita gibt, solltet ihr diese auch essen. Denn: Eiscreme kann (fast) jeder und gibt es überall. Granita ist (Überraschung) etwas ganz Besonderes. Es schmeckt wie Eiscreme, nur besser. Dazu ist es noch vegan. Einfach grandios. Zwar gibt es zahlreiche Sorten, erlaubt sind unserer Meinung jedoch ausschließlich Mandel (Mandorla) oder Pistazie (Pistacchio). Wir haben zahlreiche Granitas gegessen. Selbst kurz vor dem Palermo-Spiel im November führte kein Weg daran vorbei, weswegen wir auf der Straße sogar – nennen wir es mal – leicht kritisiert wurden. Wir empfehlen euch an dieser Stelle:

Arancini – Eine komplette Mahlzeit in einer Hand
Ein weiterer Schmankerl sind Arancini. Alle Basics, die ihr dazu wissen müsst, findet ihr in diesem Artikel. Genau wie Panelle sind wir hier wieder in einem etwas deftigeren und vor allem sättigenderen Metier. Die Auswahl ist auch hier quasi unbegrenzt. Wenn man jedoch einen Veganer im Gepäck hat, dann ist Ke Palle eine sehr gute Anlaufstelle. Der Laden ist zwar zugegeben nicht so traditionsreich, hier finden jedoch alle Gaumen gleich mehrere Optionen und die Dinger sind geschmacklich echt super. Nichtsdestotrotz solltet ihr beim Thema Arancini auch auf den Märkten Palermos Ausschau halten, denn auch dort sind zahlreiche Juwelen zu finden. Wer neben Arancini noch ein FC Palermo-Trikot oder andere Souvenirs kaufen möchte, dem empfehlen wir zusätzlich noch das Palermo Store Café in der Via Maqueda. Unsere Liste lautet daher:

Die wahre American Pizza gibt es in Palermo
In einer sehr ähnlichen Kategorie würden wir die Sfincione ansiedeln. Die Sfincione – oder wie man in Palermo sagt: Sfinciuni – könnt ihr ein wenig mit der American Pizza vergleichen. Der Vergleich bezieht sich dabei allerdings eher auf den Teig, auch weil auf der Sfincione in der Regel kein Käse zu finden ist (zumindest bei der Streetfood-Variante in Palermo). Am besten schmeckt sie, wenn man sie an einem kleinen, oft fahrbaren Stand kauft. Dort wird sie vor dem Verzehr noch einmal kurz von beiden Seiten angebraten, was das Geschmackserlebnis auf ein neues Level bringt. In Palermo besteht der Belag meist nur aus Tomaten, Zwiebeln und Oregano. Oftmals wird das Ganze noch mit Sardellen gespickt. Die angebotene Variation hängt jedoch immer etwas von der Überzeugung des Verkäufers ab. Wenn ihr nicht gerade den Touristenpreis zahlt, dann kosten die Dinger übrigens nur ein paar Euro, was für diesen Genuss unschlagbar ist. Unsere zwei Empfehlungen sind:

Leave the Gun, Take the Cannoli
Um das Ganze wieder mit etwas Süßem abzurunden, darf eine Sache natürlich nicht fehlen: Cannoli. Tatsächlich haben wir von diesen in Palermo eigentlich nur einmal gegessen und in diesem Fall war es auch nur Salvo, der den goldenen Cannoli-Gral in Händen hielt. Hier haben wir zwar keine Liste für euch parat, unsere Empfehlung fällt jedoch auf Dolce Capo, wo wir mit dem jungen und ambitionierten Juniorchef einen sehr netten Plausch über Palermo und die Welt hatten (Salvo als Redner, ich als Kopfnicker). Ein echt unterstützenswerter Laden, sowohl qualitativ als auch menschlich. Wir schauen definitiv noch einmal vorbei, wenn wir in Palermo sind. Beim Thema Cannoli werdet ihr ebenfalls merken, dass die Auswahl nahezu unbegrenzt ist und ihr euch theoretisch alle 100 Meter damit versorgen könnt.
Wo sind all die Supermercatos hin?
Abschließen möchten wir den Artikel mit ein paar kulinarischen Supermarkt-Gimmicks. Die sind natürlich höchst individuell, nichtsdestotrotz wollen wir euch unsere Empfehlungen nicht vorenthalten. Italienische Supermärkte sind nämlich – sofern ihr es noch nicht wissen solltet – der Himmel auf Erden. Egal welches Regal, es ist einfach immer alles viel cooler als in Deutschland (denkt man zumindest) und wenn man nicht aufpasst, dann macht man ohne es zu wollen einen ganzen Wocheneinkauf, inklusive Klopapier und Waschmittel. Wir konnten uns jedoch gerade so zurückhalten und beließen es daher bei verschiedenen italienischen Bieren in praktischen 3er-Packs, einer palermitanischen Espressoröstung für unsere mitgeführte Bialetti (Caffè Morettino), etwas Wasser, damit wir nicht verdursten, und einer köstlichen Packung Biscotti (Mulino Bianco). An der Kasse hätten wir dann fast noch die Familienpackung Duschgel von Pino Silvestre mitgenommen, einfach weil es gegangen wäre. Ihr werdet schnell merken, dass es im Zentrum von Palermo etwas an schönen Supermärkten mangelt. Bei vielen Läden handelt es sich eher um Kiosks, was nicht schlecht ist, jedoch das typische Supermarkt-Feeling vermissen lässt. Auch hier kommen wir ohne Liste aus und empfehlen euch ganz klar den Quick Sisa Supermercato. Eine versteckte Perle, die nur einen Steinwurf vom Teatro Massimo entfernt ist.

Wie immer ist das alles natürlich Geschmacksache und nur ein Bruchteil dessen, was möglich ist. Aber: Solltet ihr nach eurem Palermo-Trip feststellen, dass ihr nicht mindestens eines dieser kulinarischen Highlights verzehrt habt, dann könnte man schon behaupten, dass ihr etwas verpasst, möglicherweise sogar falsch gemacht habt. Von daher, haltet die Augen offen und lasst uns gerne eine E-Mail zukommen, sollten die Tipps euch weitergeholfen haben oder ihr vielleicht eine kleine Schatztruhe entdeckt haben, die hier mit aufgelistet werden sollte.